Schöne Augen und perfekte Lippen in wirklich jeder Lebenslage: Ein Permanent Make-up erscheint sehr verlockend. Doch das Make-up mit der Nadel kann im wahrsten Sinne des Wortes „schief“ gehen. Expertin Beatrix Esser erklärt, wie man die Risiken minimieren kann.

Obwohl „permanent“ in den seltensten Fällen „für immer“ heißt – Verzeichnungen im Gesicht lassen sich schwer wieder wegretuschieren. Das weiß Beatrix Esser aus sehr langer Erfahrung: Die Begründerin des Kölner Kosmetikunternehmens MaBea darf sich mit dem Titel „1. Internationale Meisterin im Permanent Make-up“ schmücken und hat bereits mehr als 1500 Pigmentiererinnen ausgebildet.

Brigitte.de: Was kann man mit Permanent Make-up eigentlich alles machen?

Beatrix Esser: Man kann die Augenbrauen und den Wimpernkranz verdichten, Eyeliner zeichnen und die Lippen pigmentieren. Aber alles sollte immer ganz natürlich aussehen. Eine 60-jährige Kundin sagte einmal nach einer Behandlung zu mir: „Das sind ja genau die Lippen, die ich früher hatte!“. Darum geht es: Die Konturen werden wieder scharf wie bei einem Kindermund, oft fehlt ja einfach nur die Farbe.

Brigitte.de: Wie unterscheidet sich Permanent Make-up von einer Tätowierung?

Beatrix Esser: Eine Tätowierung geht mindestens bis in die zweite Hautschicht, eine Pigmentierung nur bis in die Oberhaut. Deshalb darf es bei einer fachgerechten Pigmentierung auch nicht bluten.

Brigitte.de: Tut die Behandlung weh?

Beatrix Esser: Nein, normalerweise nicht. Die Haut wird mit einer Oberflächenanästhesie betäubt, so dass man die Einstiche nicht spürt.

Brigitte.de: Gibt es etwas, worauf man als Kundin bei der Behandlung achten sollte?

Beatrix Esser: Die Vorzeichnung auf der Haut ist das wichtigste, denn das Permanent Make-up ist nur so gut wie die Zeichnung.

Brigitte.de: Kann man danach sofort wieder zur Tagesordnung übergehen?

Beatrix Esser: Normalerweise schon. Manche Frauen bekommen nach einer Lippenpigmentierung leichte Schwellungen. Auch ein Oberlid kann anschwellen, so wie wenn man eine Nacht lang durchgeweint hat. Wenn man es gut kühlt, verschwindet das aber im Laufe des Tages.

Brigitte.de: Falls man mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist – hat man eine Art Garantie für sein Permanent Make-up?

Beatrix Esser: Ein Studio sollte mindestens ein Jahr Garantie geben, denn es muss immer nachgearbeitet werden. Lippen können z.B. nach ein paar Tagen wieder an Farbe verlieren, es kann auch passieren, dass nach einem halben Jahr ein Eckchen Farbe fehlt und das ist dann ärgerlich. Manchmal muss noch nach einem Jahr nachgearbeitet werden, aber danach hat man drei bis fünf Jahre Ruhe.

Brigitte.de: Es besteht ja immer die Gefahr, dass man an eine unerfahrene Pigmentiererin gerät, da es keine geregelte Ausbildung gibt. Wie findet man eine qualifizierte Fachkraft?

Beatrix Esser: Man sollte sich auf jeden Fall ausführlich vor Ort beraten lassen und sich das Studio genau ansehen. Die Beratung muss kostenlos sein, alles andere ist unsolide. Am besten ist es, wenn die Kundin ihre Fragen vorher aufschreibt. Außerdem sollte sie verlangen, dass sie der Pigmentiererin beim Arbeiten über die Schulter gucken darf – am besten bei einer Lippenpigmentierung, denn diese Arbeit ist am schwierigsten. Lehnt die Pigmentiererin dies ab, sollte sie woanders hingehen. Viele zeigen ja Vorher/Nachher Fotos, aber Papier ist bekanntlich geduldig. Auf die Hygiene sollte man ebenfalls achten, es sollten zum Beispiel nur Einmalnadeln verwendet werden.

Brigitte.de: Was kann ich tun, wenn mein Permanent Make-up trotzdem verpfuscht wurde? Lässt sich das wieder rückgängig machen?

Beatrix Esser: Ich war schon mit Frauen konfrontiert, die jeansblaue Augenbrauen und völlig schiefe Eyeliner hatten. Retuschieren ist eine Heidenarbeit, aber mit sehr viel Erfahrung und Geduld kann man die meisten Verzeichnungen „reparieren“. An manchen Retuschierungen saß ich allerdings ein ganzes Jahr.

Mabea Interview
Farbe per Nadel:
Nie wieder Lippenstift?
Brigitte.de: Man liest, dass häufig giftige Farben verwendet werden, etwa solche, die normalerweise in Autolacken vorkommen – Azo-Farben, die wegen Krebsgefahr nicht einmal für das Färben von Kleidung erlaubt sind. Stimmt das?

Beatrix Esser: Das stimmt. Sie glauben gar nicht, was da alles auf dem Markt ist, es gibt ja keine gesetzlichen Bestimmungen. Deshalb stelle ich meine auch Farben selbst her – mit Beipackzettel, auf dem alle Inhaltsstoffe vermerkt sind.

Brigitte.de: Tragen Sie selbst Permanent Make-up?

Beatrix Esser: Natürlich, das ist doch toll. Ich habe meine Augenbrauen, Wimpernkränze und Lippen machen lassen. Ich hatte sozusagen keine Oberlippe, aber mit den Konturen und der Schattierung sieht mein Mund richtig gut aus.

Susanne Arndt
Artikel vom 08. März 2004